EP. 79 - Brandgefährlich
O-Ton 1: Nish Kumar
Co-Host: Als kurz vor dem Wochenende Gerüchte aufkamen, dass Channel 4 eine möglicherweise karriere-beendende Reportage ausstrahlen würde, sagten die Leute, es müsse ein Komiker sein. Du bist ja selbst Komiker. Wusstest du, um wen es gehen würde?
Kumar: Ja, das war ein offenes Geheimnis in der Comedy-Szene. Es wurde, soweit ich weiß, in den letzten fünf Jahren häufig darüber gesprochen. In der Comedy-Branche wurde das ziemlich offen diskutiert.
Co-Host: Wenn du sagst, es war allgemein bekannt - was genau war bekannt? In der Dokumentation sprechen sie ja davon, dass es sozusagen vor aller Augen geschah, dass es an der Grenze war, aber man nicht wirklich wusste, ob sie überschritten wurde.
Kumar: Also, um ganz ehrlich zu sein, die Geschichte, die ich gehört hatte, bezog sich auf einen sexuellen Übrgriff, der in der Dokumentation gar nicht vorkam. Es war eine sehr konkrete und ernste Anschuldigung. Von den Geschichten in der Dokumentation wusste ich nichts. Ich war überrascht zu sehen, wie weit das zurückreichte. Diese Geschichten hatte ich tatsächlich nie gehört. Es ist also möglich, dass noch weitere Anschuldigungen folgen werden.
O-Ton 2 - Russell Brand & Jimmy Savile
Brand: Es wäre sehr schön, Sie eines Tages kennenzulernen, Mr. Jimmy Savile. Also, wissen Sie...
Savile: Wenn Sie eine Schwester haben, könnten Sie sie mitbringen, dann können wir uns treffen.
Brand: Also, ich habe keine Schwestern, aber ich...
Savile: Ich treffe mich normalerweise nicht mit Kerlen. Aber wenn Sie eine Schwester haben, wäre das in Ordnung.
Brand: Ich habe eine persönliche Assistentin namens Marcia, und Teil ihrer Jobbeschreibung ist, dass sie jeden, trifft oder massiert, wenn ich es von ihr verlange. Sie ist sehr attraktiv, Jimmy.
Savile: Na, das ist ja schon mal ein guter Anfang.
Brand: Was für ein Anfang?
Savile: Sie könnten sie ja vorbeischicken, um etwas Recherche zu betreiben.
Brand: Möchten Sie, dass sie etwas Bestimmtes trägt, Jimmy?
Savile: Ich würde es eigentlich vorziehen, wenn sie nichts trägt.
Brand: Ach so. Sie möchten also, dass Marcia, meine Assistentin, Sie nackt trifft? Nun, das wird... das wird kein Problem sein.
Savile: Daran ist nichts verkehrt.
O-Ton 3: Katherine Ryan
Ryan: Viele haben versucht, diese Person für ihre mutmaßlichen Taten zur Rechenschaft zu ziehen, aber diese Person hat sehr gute Anwälte. Werde ich also meine Hypothek aufs Spiel setzen, indem ich sage, wer es ist? Wir haben gesehen, was mit Menschen passiert, die über mutmaßliche Täter sprechen. Aber ich bin, wie viele andere auch, fest davon überzeugt, dass diese Person sexuelle Übergriffe begangen hat. Ich habe dieser Person vor vielen Zeugen, während der Sendung, direkt ins Gesicht gesagt, dass sie ein Täter sei.
Theroux: Du hast das in der Sendung gesagt, nicht hinter den Kulissen? Haben sie das in der Folge gelassen?
Ryan: Nein. Ich habe es keinem Arbeitgeber gemeldet oder Alarm geschlagen. Ich bin damit, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, wie ein Mann umgegangen und habe es ihm direkt ins Gesicht gesagt. Diese Dinge kommen irgendwann ans Licht. Man sieht es bei Bill Cosby, bei Harvey Weinstein, und bei der britischen Persönlichkeit, die nicht genannt werden darf - jeder wusste es.
O-Ton 4 - Russell Brands Stellungnahme
Brand: Diese Anschuldigungen beziehen sich auf die Zeit, als ich im Mainstream arbeitete, als ich ständig in den Zeitungen war, als ich in Filmen mitspielte. Und wie ich ausführlich in meinen Büchern geschrieben habe, führte ich damals ein sehr unstetes Leben. Die Beziehungen, die ich in dieser Zeit hatte, waren ausnahmslos einvernehmlich. Ich war damals sehr offen damit, fast zu offen. Und ich bin auch jetzt offen damit. Dass diese Offenheit nun zu etwas Kriminellem verdreht wird, das ich absolut bestreite, lässt mich fragen: Gibt es hier eine andere Agenda? Diese sehr schwerwiegenden Anschuldigungen weise ich entschieden zurück. Es gibt Zeugen, deren Aussagen den Darstellungen dieser beiden Mainstream-Medien direkt widersprechen, in diesem meiner Meinung nach koordinierten Angriff.
O-Ton 5 - Daniel Sloss
Sloss: 97% aller Vergewaltiger verbringen keinen einzigen Tag im Gefängnis. Das ist eine echte Statistik und das ist erschreckend. Also wie beheben wir das? Wie kann die Gesellschaft das ändern? Wie verhindern wir, dass das passiert? Das beschäftigt mich seit einem Jahr ununterbrochen. Wie behebt man das? Wie stoppt man das? Wie verhindert man, dass das passiert? Und ich habe keine Antworten. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass es uns einbeziehen muss. Und mit uns meine ich uns Männer.
An die Frauen im Publikum: Ich weiß, dass ihr das alles wisst. Das ist keine neue Information für euch. Ihr habt eure Lebenserfahrung, und eure Stimmen sind in dieser Diskussion wichtiger und notwendiger als meine. Trotzdem möchte ich meine Stimme zur Diskussion beitragen.
Und an die Männer im Publikum: Ich möchte eines ganz klar machen - das ist kein Angriff. Ich beschuldige euch nicht. Noch wichtiger: Ich beschuldige auch eure Freunde nicht. Ich möchte euch nur von meiner Erfahrung erzählen. Ich kannte diesen Mann acht Jahre lang, und er hat es wirklich getan. Es gibt Monster unter uns, und sie sehen aus wie wir.
Wenn ihr die aktuelle Erzählung über Männer satt habt, könnt ihr sie gerne ändern. Aber ihr müsst euch verdammt nochmal einbringen. Macht nicht denselben Fehler, den ich jahrelang gemacht habe - euch einfach zurückzulehnen und zu denken: "Ich bin nicht Teil des Problems, also muss ich Teil der Lösung sein", denn so funktioniert dieser Scheiß einfach nicht. Ich glaube und weiß tief drinnen, dass die meisten Männer gut sind. Natürlich sind wir das. Aber wenn einer von zehn Männern scheiße ist und die anderen neun nichts tun, könnten sie genauso gut verdammt nochmal nicht da sein. Innerlich gut zu sein zählt einen Scheißdreck. Man muss aktiv gut sein und sich einbringen, anstatt diesen verdammten Heldenkomplex zu haben von wegen "Ich werde einen Vergewaltiger verprügeln" - verhindere verdammt nochmal einen, stoppe einen, denn ich weiß, dass es möglich ist, weil ich weiß, wie ich dabei verdammt nochmal versagt habe.
Denn wenn ich hundertprozentig ehrlich zu mir selbst bin: Gab es über die Jahre Anzeichen im Verhalten meines Freundes gegenüber Frauen, die ich ignoriert habe? Die Antwort ist ja. Und dann hat er meine Freundin vergewaltigt, und das wird mich bis zu meinem Todestag begleiten. Redet mit euren verdammten Jungs.