Ep. 79 - Stille wasser (TEIL 2)

ÜBERSETZUNGEN

Robert Bilott O-Ton 1:

Das war ungewöhnlich und ist leider auch heute noch ziemlich ungewöhnlich, zumindest in der Rechtswelt hier in den Vereinigten Staaten. Unsere Kanzlei arbeitete damals, wie gesagt, sehr viel mit großen Chemiekonzernen als Mandanten, daher war es schon ein außergewöhnlicher Schritt, überhaupt den allerersten Fall für Herrn Tennant zu übernehmen. Aber die Art und Weise, wie sich die Geschichte entwickelte – da mussten so viele Dinge genau richtig zusammenkommen. Zum Beispiel die Tatsache, dass Tom Terp, der damalige Leiter unserer Umweltrechtsabteilung, zufällig den Gang entlangging, als Herr Tennant und seine Frau 1998 erstmals in unsere Kanzlei kamen, und tatsächlich an diesem ersten Gespräch teilnehmen konnte. Er konnte die Videos und Fotos sehen und war somit Teil der ursprünglichen Entscheidung, diesen Fall anzunehmen. Und als wir dann erkannten, dass diese Angelegenheit weit über eine einzelne Familie hinausging und möglicherweise das Trinkwasser von Zehntausenden Menschen betroffen war, musste unsere Kanzlei eine Entscheidung treffen: Gehen wir den nächsten Schritt und stellen uns gegen einen der größten Chemiekonzerne der Welt, indem wir Schäden durch eine Chemikalie geltend machen, die damals nicht einmal reguliert war? Da er von Anfang an dabei gewesen war, konnte er die Bedeutung dessen, was wir in diesen Dokumenten gesehen hatten, vollständig erfassen und verstehen, wie wichtig das war. Und so konnte er zu dieser Entscheidung stehen.

Robert Bilott O-Ton 2

Was ich sagen kann ist, dass es zeitweise unglaublich belastend und frustrierend war, wissen Sie, jahrelang Millionen von Dokumentenseiten durchzugehen und dabei zu denken: Das ist eigentlich eine sehr eindeutige Geschichte, und es ist ziemlich offensichtlich, was hier passiert. Wenn ich es nur so zusammenstellen könnte, dass die Menschen sehen, was ich gesehen habe, und verstehen, dass das wirklich passiert, dann würde das doch in Ordnung gebracht werden, dann würde sich das doch lösen. Wie kann man nicht sehen, was wir hier sehen? Und leider hat es sehr lange gedauert, bis das geschah. Es war unglaublich frustrierend, das sich so hinziehen zu sehen. Und die Zeit, die das in Anspruch nahm, war einfach unglaublich frustrierend. Wir hatten keine Ahnung, wie lange es dauern würde. Wir hätten uns sicher nicht vorgestellt, dass es sieben Jahre dauern würde, aber so war es. Und leider wurden während dieser Wartezeit weiterhin Menschen in der Gemeinde, die wir vertraten, krank. Menschen starben. Die Wirtschaft um uns herum brach zu dieser Zeit zusammen. Also mussten wir weitermachen und die Kosten für die Zusammenarbeit mit Experten tragen, die wissenschaftliche Literatur überwachen, sicherstellen, dass niemand im Hintergrund die Wissenschaft manipuliert – das war teuer. Und das zog sich durch den ganzen Prozess. Und es war nicht klar, wie das ausgehen würde. Aber während des gesamten Prozesses dachte ich immer noch im Hinterkopf: Wenn die Menschen nur diese Fakten sehen könnten, wenn wir das ans Licht bringen können, dann wird sich die Wahrheit durchsetzen und die Dinge werden sich ändern.

Robert Bilott O-Ton 2'

Ich denke, wenn diese ganze Geschichte mit PFAS, den „Ewigkeits-Chemikalien", und diese gesamte Saga, die eigentlich mit Herrn Tennant, einem Farmer aus West Virginia, vor über 25 Jahren begann, eines zeigt, dann ist es die Kraft eines Einzelnen, der aufsteht und seine Stimme erhebt, um unglaubliche Veränderungen in Gang zu setzen. Oder einer Gemeinschaft, die zusammenkommt, Menschen wie Herr Kiger und andere. Jetzt sehen wir überall auf der Welt Menschen, die sich zusammenschließen und sagen: So sollten die Dinge nicht funktionieren. Vielleicht wurde es schon immer so gemacht. Vielleicht stehen auf der anderen Seite auch große Mächte. Vielleicht stellt man sich gegen das gesamte Regulierungssystem oder das Rechtssystem oder gegen riesige Konzerne – aber nur weil etwas immer schon so gemacht wurde, heißt das nicht, dass es so weitergehen muss. Ich denke, wenn überhaupt, dann zeigt diese Geschichte vor allem eines: Sie erzählt eine wirklich optimistische Geschichte von der Kraft von Einzelpersonen und Gemeinschaften, wirklich bedeutsame Veränderungen zu bewirken.

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EP. 79 - Brandgefährlich